Es hätte dritte TOTENSCHEIN-Veranstaltung innerhalb von sechs Wochen werden sollen, und die 13. gemeinsame Lesung von Tanja Karmann und mir. 

Die Unglückszahl, so dachten wir, passt gut zu unserem TOTENSCHEIN-Gruselprojekt und so hatten wir uns dafür etwas Besonderes ausgedacht. Zum ersten Mal luden wir einen Gast zum Totentanz—den Leipziger Autor Boris Koch. 

Nach der Vorstellung der aktuellen TOTENSCHEIN-Ausgabe #5 in der Saarbrücker Bakerstreet und unseren Lesungen bei Uwe Voehls „Gruseln im Grünen“ im Oktober waren wir am Donnerstag, den 30.11.2023, in die Stadtbibliothek St. Ingbert zu einer „TOTENSCHEIN-Spezial“-Lesung geladen. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen des St. Ingberter Literaturforums, bei dem wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken wollen!
Es sollte es schaurig-schöner Jahresabschluss für uns werden.

Boris Koch

Unser Gast, Boris Koch, ist beileibe kein Unbekannter in den düster-phantastischen Gefilden. Der aus der Gegend von Augsburg stammende und nach Zwischenstation in Berlin nun in Leipzig lebende Autor machte seine ersten literarischen Gehversuche in Jörg Kleudgens legendärer GOBLIN PRESS, betreibt mit der Edition Medusenblut seinen eigenen Kleinverlag und gründete zusammen mit Christian von Aster in Berlin die Lesebühne „Stirnhinterzimmer“. 

Mittlerweile hat Boris sein Repertoire aber weit aufgefächert, schreibt Fantasy und anderes für Jugendliche und Erwachsene in großen Publikumsverlagen und textet Comics. Erst kürzlich wurde er zusammen mit der Zeichnerin Frauke Berger für den Comic DAS SCHIFF DER VERLORENEN KINDER mit dem von Bernhard Hennen initiierten Krefelder Preis für fantastische Literatur ausgezeichnet. 

Kein Schlachtplan übersteht den ersten Feindkontakt

Es war ein guter Plan. Allein, wir hatten die Macht der Unglückszahl 13 unterschätzt. Einige Tage zuvor erkrankte Tanja Karmann und auch wenn wir bis zuletzt noch auf ihre rechtzeitige Genesung hofften, mussten wir am Ende einsehen, dass es einfach nicht gehen würde. 

Stattdessen bemühten Boris und ich uns darum, Tanja würdig zu vertreten und dem Publikum einen schaurig-schönen Novemberabend zu bescheren. Ich eröffnete wie immer mit einem Gedicht, „Die Beschwörung“ von Heinrich Heine. Dann übernahm ich Tanjas Part und eröffnete die eigentliche Lesereihe mit ihrer Geschichte „Einfach perfekt“, die in der aktuellen Ausgabe 5 des TOTENSCHEIN zu finden ist.
Boris Koch fuhr mit zwei kürzeren Texten fort: „Das Bett und das Schwert“ (passend zu unserer TOTENSCHEIN-Lesungstradition eine Variation der Edgar-Allan-Poe-Erzählung „Die Grube und das Pendel“) und „Ein apokalyptischer Alptraum“.

Die Reihe war nun an mir und ich las „Das Mädchen mit den Wahrheitsblättern“ (erschienen in TOTENSCHEIN 1). Das winterliche Märchen passte gut zur Jahreszeit und war kurz genug, Boris noch die Zeit zu geben, spontan einen weiteren Text vorzutragen: „Der frankierte Junge“, eine Geschichte, bei der so manchem im Publikum das Lachen im Halse stecken blieb. Unserem Gast gebührte auch das Schlusswort und so gab es, statt dem üblichen Schlussgedicht, Boris‘ Kürzestgeschichte „Warum wir den Weihnachtsmann brauchen“ zu hören.

Boris Koch und Carsten Schmitt sitzen  nach ihrer gemeinsamen Lesung lachend vor Bücherregalen
Boris Koch (links) und Carsten Schmitt (rechts) beweisen, dass auch bei Grusellesungen gelacht werden darf. (Foto: Jürgen Bost, St. Ingberter Literaturforum)

Den Zuhörerinnen und Zuhörern der gut besuchten Veranstaltung schien es gefallen zu haben, auch wenn die Mehrzahl nicht unbedingt zum „typischen Phantastikpublikum“ zählte.

Es war schade, dass Tanja nicht dabei sein konnte, aber wir wollen es positiv sehen: Die ominöse 13. Lesung steht uns somit noch bevor!