Der September ist fast vorbei, doch eine Neuigkeit habe ich noch für Euch: Ich fröne meiner alten Leidenschaft, dem Table-Top- oder Pen&Paper-Rollenspiel. Als Redakteur helfe ich bei dem kleinen aber feinen und überaus sympathischen Spieleverlag SYSTEM MATTERS aus.

Ich spiele seit 1989 mehr oder weniger ununterbrochen Rollenspiele. (Die Dinger mit den komischen Würfeln, nicht den kinky stuff, den manche jetzt vielleicht im Kopf haben. An den war damals bei mir noch nicht zu denken. ;-)) Für deutsche Verhältnisse habe ich eine untypische Spielerkarriere, denn ich fing mit D&D an (der „Roten Box“), spielte dann ganz kurz AD&D (1e/2e), kam relativ früh mit Warhammer FRPG (1e) in Kontakt, leitete meine ersten eigenen Runden mit MERS und meine am längsten laufende Kampagne mit dem PALLADIUM Fantasy-Rollenspiel (wobei mich insbesondere Letzteres vermutlich zu einem Exoten macht).

Das in Deutschland übliche Einsteigerspiel DAS SCHWARZE AUGE kannte ich natürlich dem Namen nach, hatte aber erst recht spät intensiveren Kontakt und wurde damit nie so wirklich warm. (Wobei ich durchaus meinen Spaß auf Aventurien hatte, und ich die Bedeutung von DSA in keiner Weise herabwürdigen will!)

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Ich spielte viele andere Systeme, oft nur ein- oder zweimal, leitete dann noch einmal recht lange Warhammer 2nd Edition, und sammelte meine ersten Erfahrungen als Rollenspiel-Autor als Mitarbeiter für die deutsche Lizenzausgabe von H. P. Lovecrafts CTHULHU, das bei PEGASUS erscheint. Diese Tätigkeit schlief allerdings vor geraumer Zeit ein und erst kürzlich juckte es mich in den Fingern, wieder einmal für dieses schöne Hobby aktiv zu werden. Auf der WELTENWERKER-Convention geriet ich ins Quatschen mit einigen ehemaligen CTHULHU-Teamkollegen und schrieb einen davon vor ein paar Monaten an. Daniel Neugebauer ist einer der beiden Geschäftsführer von SYSTEM MATTERS. Wir quatschten ein bisschen über alte Zeiten, und irgendwann fragte er, ob ich nicht Lust hätte, den Verlag als Redakteur zu unterstützen. Ich durfte zur Probe ein wirklich wunderschönes Rollenspielabenteuer lektorieren, das in mir das Interesse an sogenannten Old-School-Rollenspielen befeuerte. (Ich würde so gerne mehr darüber verraten, tue es aber aus weiter unten aufgeführten Gründen nicht.)

System Matters ging aus aus einem Podcast hervor. Ich erinnere mich noch, die frühen Folgen so etwa 2009/2010 gehört zu haben. Damals dachte ich, dass da zwar sehr viel Enthusiasmus zu spüren war, die Folgen aber zu unfokussiert und unstrukturiert waren. Mehr als zehn Jahre später zeugt der Podcast vom ungebrochenen Enthusiasmus seiner Macher, ist aber um ein Vielfaches besser geworden. Der System-Matters-Verlag, der 2015 daraus hervorging, hat eine steile Karriere hingelegt. Immer noch klein und sympathisch aber mit einer beachtlichen Produktpalette, die einen erstaunlichen Bogen spannt zwischen eher „erzählerischen“ Indie-Games und „handfesten“ OSR-Spielen, die in der Tradition des originalen DUNGEONS & DRAGONS stehen. Diese Mischung gefällt mir ganz wunderbar, ebenso der Ansatz des Verlags, professionelle und gut gemachte Produkte für die Spieler*innen herzustellen, dabei aber nie zu vergessen, dass auch die Mitarbeiter*innen alle nur Fans sind, die in ihrer Freizeit an den Spielen arbeiten.

Nach dem Zweit-Lektorat für ein einzelnes Abenteuer, betreue ich nun die Übersetzung eines größeren Produkts , das ebenfalls für „altmodische“ und D&D-artige Rollenspiele gedacht ist. Viel verraten kann ich nicht, aber ein bisschen neugierig machen will ich euch schon: es handelt sich dabei um direkt anwendbares Spielmaterial, inhaltlich und optisch ansprechend aufbereitet, und erst kürzlich mit Preisen ausgezeichnet. Das macht schon beim Lesen Spaß und spielt sich bestimmt noch viel besser!


Warum ich nicht mehr dazu sage? System Matters fährt eine pragmatische Ankündigungspolitik. Produkte werden erst dann ganz offiziell angekündigt, wenn sie bereits so gut wie fertig sind. In Deutschland arbeitet nur ein Bruchteil aller Aktiven der Branche (wenn überhaupt jemand) wirklich Vollzeit an Rollenspielen. Verzögerungen gibt es immer wieder. Statt also die Mitarbeiter*innen unter Druck zu setzen und die Fans mit verschobenen Deadlines zu enttäuschen, wird so lange im Hintergrund gearbeitet, bis die Bücher und Spiele fertig sind. Das empfinde ich als entspannt und fair für alle Beteiligten – und der Erfolg gibt dem Verlag aus dem Ruhrgebiet Recht damit.